BV: Die Flüchtlingskrise aus Sicht eines katholischen Priesters aus Neustift / Südtirol

Aufgrund der derzeitigen Flüchtlingskrise haben wir uns entschieden, dieses Semester einen Vortrag zu diesem Thema zu veranstalten. Dabei profitierten wir von der Freundschaft unseres Bundesbruders Aaron mit dem Pfarrer Artur Schmitt, der sich in seiner Heimat Südtirol mit diesem Thema beschäftig und sich für die Unterstützung von Flüchtlingen einsetzt. Er war am 18. November dazu bereit, uns seine Sicht auf diese Krise näher zu bringen.
Anfangs zeigte er uns einige Bilder, die veranschaulichten unter welchen entsetzlichen Bedingungen die Menschen zu uns fliehen. Auf überfüllten Booten, unter Stacheldraht durchkriechend, sprachen diese Bilder für sich.

Nach diesem bedrückenden Einstieg widmet er sich den Zahlen und Fakten. Dabei zeigte er, dass gerade Europa, wo die Flüchtlingspolemik mehr und mehr als viel zu große Last und Krise wahrgenommen wird, an Zahlen gemessen, weit weniger davon betroffen ist als etwa die Nachbarländer Syriens, zum Beispiel die Türkei oder der Libanon.

So befinden sich inzwischen über zwei Millionen Flüchtlinge in der Türkei, im Libanon ist jeder vierte Mensch ein Flüchtling. Anhand dieser Zahlen zeigt sich, dass einige Menschen vor allem in Europa doch einen sehr subjektiven Blick auf die ganzen Ereignisse haben. So sind unter den ersten zehn Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen, angeführt von der Türkei, kein einziges europäisches Land, und er machte uns klar dass man hier noch weit mehr helfen kann.

Im letzten Punkt „Historisches“ ging er auf die Geschichte der Landflucht der Menschen aus Europa ein. Auch wenn heute die EU als gelobtes Land gesehen wird, zeigt der Blick in die Geschichte, dass gerade aus Europa lange Zeit emigriert wurde. Nicht nur aufgrund der Kriege und Verfolgungen des 20. Jahrhunderts, sondern oft auch aufgrund wirtschaftlicher Gründen. So erlebte Irland einige Ernteausfälle was dazu führt, das zwischen 1820-1914 mehr als zwölf Millionen Menschen nach Amerika übersiedelten, um sich dort ein besseres Leben aufzubauen und dem Hunger und der Armut zu entkommen.

Auch Italien war stark betroffen: Vor allem der heute als wohlhabend empfundene Norden – in dem man in der Politik heutzutage wieder populistische Töne gegen den „Süden“ hört – war damals auch Zentrum der Abwanderung.

Der Vortrag zeigte uns, dass Europa selbst nur einen Blick zurück in seine eigene Vergangenheit werfen muss, um zu verstehen, dass Angst und Flucht aus dem Heimatland jeden treffen kann und dadurch auch jeder ein Flüchtling werden kann. Deshalb ist es auch unsere Pflicht, denen die in Not sind, so gut es geht zu helfen, und nicht mit blinder Hetze und Hass zu antworten.